Paula, 01.02.2008 - 08.03.2018
Unser Zusammenleben: Eine Katastrophe. Was nun tun?
Wie viele von uns bin ich zum positiven und bedürfnisorientierten Training über einen Hund gekommen, der mich vor große Herausforderungen gestellt hat. Das war meine Hündin Paula, die 2011 bei mir, meinem Freund und meinem vorhandenen Hund Tiger einzog und bei der alle mir bislang bekannte Methoden Hunde zu erziehen einfach nicht fruchten wollten. Es vergingen viele Monate und unser Leidensdruck erhöhte sich für uns alle immer mehr, bis der Tag kam an dem ich weinend mit meinem brüllenden Hund im Arm das Weihnachtsfest meiner besten Freunde verlassen musste, um Weihnachten alleine zuhause zu verbringen, weil mein Hund einfach mit meinem Leben nicht kompatibel zu sein schien. Als kleiner Vorgeschmack: Ich habe noch ein weiteres Weihnachtsfest mit meinen Hunden allein verbracht, aber all das hat sich gelohnt und diesmal auch nicht mehr weinend, denn ich hatte einen Plan!
Glücklicherweise habe ich mich mit diesem Gedanken nicht kompatibel zu sein geirrt, aber bis mir das wirklich klar wurde, verging doch einiges an Zeit. Nach dem mehr als missglückten Weihnachtsfest habe ich mich Anfang 2012 dann endgültig dazu entschieden, dass ich Hilfe brauche. Ich hatte Glück, denn ich fand direkt eine sehr gute rein positiv arbeitende Hundeschule in Leizpig (Hundum.de, Gaby Halata).
Trainingstechnisch haben wir sehr schnell sehr gute Erfolge erzielt. Ich habe durch Gaby gelernt meine Hündin besser zu beobachten und dadurch besser zu verstehen. Ich habe gelernt wie ich frühe Anzeichen von "Fehlverhalten" erkennen und frühzeitig gegensteuern kann. Das Training war ein wahrer Augenöffner für mich. Endlich hatte ich einen Weg gefunden gut und effektiv mit meinem Hund zu kommunizieren, so dass ich ihr tatsächlich beibringen konnte, was ich eigentlich von ihr wollte und gleichzeitig wuchs mein Verständnis für die schwierige Lage meines Hundes immer weiter.
Bewältigung statt Hilflosigkeit
Paula, Weihnachtsfest 2017, entspannt und friedlich umgeben von Menschen, die Ihr 5 Jahre noch soviel Angst gemacht haben
Mir wurden zahlreiche Hilfsmittel an die Hand gegeben, so dass ich unseren Alltag selbstständig umstrukturieren und so gestalten konnte, dass wir stetig gute Erfolge erzielten. Paula und die Zeit bei Gaby haben mir aber auch beigebracht welch große Rolle der körperliche Zustand für den Trainingserfolg spielt. Paula hatte chronische Rückenschmerzen, die durch die dauerhafte physiotherapeutische Behandlung zwar besser wurden aber letztlich immer wieder dazu führten, dass wir im Training immer wieder Einbrüche und Rückschritte erlitten. Ich lernte mit Frust umzugehen und mehr in meiner Mitte zu ruhen, um beiden Hunden mehr Stabilität und Halt zu geben. Ich habe gespürt, dass es ganz viel an mir liegt wie sich meine Hunde verhalten (können) und ich bin überzeugt, dass ich damals schon große Schritte in die richtige Richtung unternommen habe. Dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass noch etwas fehlt....
Warum Wissen über Hundeverhalten alleine nicht ausreicht
Nach einem einjährigen Praktikum bei Gaby, meinen ersten eigenen Kursen, eine recht langen Trainerpause und dann einer zweijährigen Ausbildung bei der ATN hatte ich 2019 das Gefühl im Bereich Hundetraining wirklich fit zu sein. Paula war Anfang 2018 leider verstorben aber mit ihrer Nachfolgerin hatte ich (gefühlt) ebenso alle Hände voll zu tun.
Die Maja, eine ziemlich verrückte nudel
Maja ist ein Hund an dem ich nach nur kurzer Zeit fast verzweifelt wäre. Sie ist hibbelig, sie ist in 0,1 Sekunden von 0 auf 180 und sie reagiert auf sehr viele Dinge mit anhaltendem Gepiepse. Als sehr geräuschempfindlicher Mensch hat mich das unheimlich schnell auf die Palme getrieben. Ich lebte mit diesem Hund zusammen, den ich zu einem Großteil des Tages (nämlich immer dann wenn ich sie Zuhause um mich hatte) nicht ertragen konnte oder der mir draußen wahlweise den Arm ausriss oder mich vor Freude umschmiss.
Ich war so verzweifelt, da wusste ich soviel über Hundetraining und dieser recht einfache, niemals aggressive oder "böse" Hund, machte mich derart hilflos? Wie konnte das denn sein?
In mir begann ein Gefühl zu reifen, dass all mein Wissen, das ich gesammelt hatte, an dieser Stelle einfach nicht ausreichend war. Ich holte mir nochmal fachlichen Rat bei Kollegen und glücklicherweise hörte ich damals schon sehr regelmäßig den tollen Podcast von Tina Schwarz von Cleverdogs Cottbus.
Mit einer Folge fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Tina sprach darüber wie sie im Laufe ihrer Tätigkeit als Trainerin immer wieder festgestellt hat, dass richtig gutes Training auf drei Säulen ruht: Die Seite des Hundes, die Seite des Menschen und die Seite der Beziehung zwischen Mensch und Hund. Vom ersten Moment an war ich verblüfft, warum mir dieser Gedanken in dieser Klarheit nicht schon früher gekommen war.
Ich hatte mich immer für meine Hunde aufgeopfert. Sie sind Teil meiner Familie, haben mir in vielen Momenten Halt und Unterstützung gegeben und ich würde für jeden Einzelnen mein letztes Hemd geben. Darüber hatte ich mich selbst viel zu sehr vernachlässigt. Meinen Hunden ging es bei mir gut aber ihre Entwicklung ist und war auch dadurch beschränkt wie ich mit mir selbst umging. Ihre Säule war prima ausgebaut aber meine war eher kümmerlich. Ich konnte es nicht aushalten, dass mein Hund gepiepst hat und dass er ab und an an der Leine zieht und dadurch auch mal mein Arm schmerzt. Dadurch hat auch unsere Beziehung sehr gelitten, denn ich war schnell gestresst und verärgert und hatt das Gefühl ständig mit mir selbst im Kampf zu sein. Das hat mich soviel Kraft gekostet und immer dachte ich: Diese neue Maja, die ist Schuld.
Mensch Nadine, falsch gedacht!
Veränderungen im Innen bedingen Veränderungen im Außen
Nun ist es Februar 2020, ich will nicht sagen, dass ich unser Potential schon unglaublich superduper weiterentwickelt hat aber einige entscheidende Dinge haben sich mit Hilfe von Tinas Angeboten schon sehr stark verändert. Und das liegt nicht daran, dass ich meine Hunde nun ganz anders trainiere, sondern daran dass ich mit mir genauso sorgsam umgehe wie mit meinen Hunden. Mein Stressniveau hat sich durch die regelmäßigen Meditationen stark reduziert, ich bin innerlich nicht mehr so aufgewühlt, wenn meine Hündin viel piepst, schnell aufgeregt ist oder sehr stark an der Leine zieht. Ich kann mich viel besser von meiner Umwelt abgrenzen und dazu gehören auch meine Hunde. Ich übernehme Verantwortung für die Säule des Menschen in unserer Beziehung. Durch Tinas Onlineprogram VIP Dogs Academy schreibe ich täglich auf welche guten Dinge neu in meinem Leben sind und welche guten Dinge morgen noch dazu kommen können. Ich sorge nicht nur für meine Hunde, sondern auch ganz aktiv für mich.
Die Veränderungen, die ich bei meinen Hunden beobachte sind unglaublich. Maja lernt viel schneller, wo ich vorher dachte, dass sie das nie kapiert, weil sie in Trainingssituationen so unglaublich aufgeregt ist. Vor lauter Hibbeln kein Denken möglich, ganz egal wie die Trainingssituation gestaltet ist.
Am allerschönsten für mich ist, dass ich nicht mehr wütend auf meinen Hund bin. Dass ihr Verhalten mich nicht mehr verärgert und das dieses Gefühl "ich gebe meinem Hund die Schuld dafür, dass ich mich schlecht fühle" komplett weg ist.
Damit möchte ich diesen zugegeben sehr lang geratenen Blogeintrag auch beenden.
Ich wünsche mir für alle Mensch-Hund-Teams, die ich betreue und in Zukunft betreuen darf so sehr, dass ich dieses Gefühl diesen einen Schritt über das eigentliche "Hundewissen" hinaus weiterzugehen, weitergeben kann.